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Pflege im Heim: Kosten steigen auf Rekordniveau

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Die Pflege in stationären Einrichtungen wird für Betroffene immer teurer. Im ersten Jahr zahlen Heimbewohner mittlerweile durchschnittlich 3108 Euro im Monat – ein neuer Höchstwert. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen. Die Kosten stiegen damit binnen eines halben Jahres um 237 Euro und überschreiten erstmals die 3000-Euro-Marke.

Der Betrag umfasst neben dem Eigenanteil für Pflege und Betreuung auch die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen in den Einrichtungen und Ausbildungspauschalen. Da die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt, tragen die Bewohnerinnen und Bewohner einen erheblichen Eigenanteil. So liegt dieser allein für Pflegeleistungen aktuell bei durchschnittlich 1862 Euro im Monat – 184 Euro mehr als Mitte 2024. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung stiegen auf 1018 Euro monatlich.

Grund für die Entwicklung sind laut Verband steigende Personal- und Lebenshaltungskosten. Die finanzielle Belastung wird damit für viele Pflegebedürftige und ihre Familien zur wachsenden Herausforderung.

Regionale Unterschiede und Kritik

Die Pflegekosten variieren stark je nach Bundesland. Am teuersten ist die stationäre Pflege derzeit in Bremen (3449 Euro) und Nordrhein-Westfalen (3427 Euro). Günstiger ist sie in Sachsen-Anhalt (2595 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (2752 Euro).

Die Vorstandsvorsitzende des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, warnt vor den Konsequenzen des anhaltenden Kostenanstiegs: „Den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sind Belastungen in dieser Größenordnung nicht mehr zuzumuten.“ Sie fordert die Länder auf, sich stärker an den Kosten für Investitionen und Ausbildung zu beteiligen.

Entlastungszuschläge und ihre Wirkung

Um die finanzielle Belastung zu dämpfen, sieht das Pflegestärkungsgesetz gestaffelte Leistungszuschläge vor. Im ersten Jahr übernimmt die Pflegeversicherung 15 Prozent des Pflege-Eigenanteils, im zweiten Jahr 30 Prozent, im dritten 50 Prozent und ab dem vierten Jahr 75 Prozent. Doch selbst bei maximalem Zuschlag verbleiben durchschnittlich 1991 Euro monatlich – 126 Euro mehr als im Vorjahr.

Beispielrechnung zeigt Belastung

Wie sich die Zuschläge konkret auswirken, zeigt ein Beispiel der Verbraucherzentrale. Eine pflegebedürftige Person im Pflegegrad 3 lebt seit 19 Monaten in einer vollstationären Pflegeeinrichtung.

  • Pflege- und Ausbildungskosten: 2654,00 Euro
  • Anteil der Pflegekasse: –1319,00 Euro
  • Verbleibender Eigenanteil: 1335,00 Euro
  • Leistungszuschlag (30 Prozent): –400,50 Euro

Eigenanteil nach Zuschlag: 934,50 Euro

Das Beispiel verdeutlicht: Auch mit Zuschlägen bleibt ein erheblicher Eigenanteil bestehen, den viele Betroffene allein kaum aufbringen können.

Reformdebatte nimmt Fahrt auf

Angesichts der wachsenden Belastung mehren sich die Forderungen nach einer grundlegenden Reform. Diskutiert werden unter anderem eine stärkere Steuerfinanzierung, eine Deckelung der Eigenanteile oder der Umbau der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung, die sämtliche Pflegekosten übernimmt.

Ob und wann entsprechende Reformen kommen, ist derzeit offen. Fest steht: Die Kosten für die stationäre Pflege steigen weiter – und mit ihnen der Handlungsdruck für die Politik.