In Deutschland leben heute mehr als 4 Millionen Menschen, die aufgrund von körperlichen oder geistigen Einschränkungen als pflegebedürftig gelten. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen, nicht zuletzt aufgrund der alternden Bevölkerung.
Rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland erhalten ihre Pflege in den eigenen vier Wänden. Die Möglichkeit, im gewohnten Umfeld zu bleiben, wird von vielen Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen gewünscht und geschätzt. Doch nicht immer ist eine häusliche Pflege allein möglich, weshalb sich viele auf ambulante Pflegedienste oder die Hilfe von Familienangehörigen stützen.
Ein erheblicher Teil der Pflegebedürftigen in Deutschland äußert den Wunsch, bis zum Lebensende in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Schätzungen zufolge möchten etwa 80 Prozent der älteren Menschen zu Hause gepflegt werden. Dieser Wunsch nach einem Leben im gewohnten Umfeld ist verständlich: Die vertraute Umgebung trägt zu einem Gefühl der Sicherheit bei und ermöglicht eine gewisse Autonomie. Darüber hinaus sind die sozialen Kontakte und die Nähe zur Familie oft eine wichtige Stütze.
Warum ich immer in meinem Zuhause wohnen bleiben möchte – bis zum Ende
Unser Leser Friedhelm A. aus Oberbayern schreibt uns diese Zeilen:
Es gibt wohl kaum einen Ort, der so viele Emotionen weckt wie das eigene Zuhause. Es ist der Ort, an dem wir unsere tiefsten Erinnerungen gesammelt haben, der Zufluchtsort an verregneten Nachmittagen und die Kulisse für das große Drama der Lebensjahre. Und jetzt, wo ich in das zarte Alter vordränge, in dem Menschen anfangen, über ihre „letzten Wünsche“ nachzudenken, komme ich nicht umhin zu sagen: Mein letzter Wunsch ist, nicht in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim zu landen. Lieber möchte ich in meinem eigenen Zuhause sterben. Warum? Nun, lassen Sie mich Ihnen das schildern – mit einem Augenzwinkern, denn Humor ist schließlich auch eine Form der Überlebensstrategie.
Zuerst einmal ist da der Gedanke an das Krankenhaus. Ein Ort, den ich zwar immer wieder besuche, um einem grippalen Infekt ein für alle Mal den Garaus zu machen, aber der für mich persönlich nie den Charme eines behaglichen Sofas hat. Die Vorstellung, sich eines Tages dort in einem Krankenhausbett wiederzufinden, lässt mich schaudern. Diese steril weißen Wände, die monotone Geräuschkulisse aus piepsenden Geräten und das ständige Kommen und Gehen von überlastetem Pflegepersonal – all das ist nicht gerade die Vorstellung vom „abgesicherten Lebensabend“, von dem ich immer geträumt habe. Ich stelle mir vor, wie ich dort liege, mit meinem Bett mitten im Raum, und versuche, die Kontrolle über mein Leben zu behalten – das einzige, was mir von nun an noch bleibt. Aber ach, die Kontrolle über alles außer über den TV-Fernbedienungsknopf ist dann wohl nicht mehr meine Sache. Nein, das möchte ich mir ersparen. Wer möchte schon als „der Patient“ bekannt sein, den man ständig an „Diebstahl von Zeitungen und Telefonen“ erinnert?
Dann sind da die Pflegeheime. Wer könnte den Charme eines „Heims“ übersehen? In den letzten Jahren sind sie zunehmend schöner geworden – mit „Wellness-Bereich“, „Kaffee-Klatsch“ und „dem ein oder anderen geselligen Bingo-Abend“. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass man hier nicht mehr ganz zu Hause ist. Zugegeben, ich habe in meinem Leben so einige Male darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, in einem der modernen Pflegeheime zu wohnen. Sicher, man wird rund um die Uhr betreut, aber wenn ich mir vorstelle, von früh bis spät von fremden Menschen aufwachen zu müssen – nein, das möchte ich nicht. Ganz ehrlich, ich habe nicht die geringste Lust, meinen letzten Lebensabschnitt in einer Einrichtung zu verbringen, in der man mir nicht nur meine Möbel wegnimmt, sondern mir auch noch meine letzte Portion Freiheit. Und seien wir mal ehrlich, wer will schon mit anderen in einem Gemeinschaftsraum um den letzten Stück Kuchen kämpfen?
Das wahre Drama, das mich dazu bringt, mich gegen Krankenhaus und Pflegeheim zu entscheiden, ist jedoch nicht nur der Gedanke an die Nähe von fremden Menschen, sondern auch der Zustand unseres Gesundheitssystems. In Umfragen gibt ein Drittel der Deutschen an, dem System nicht mehr zu vertrauen. Da ist es nur verständlich, wenn ich mich frage, ob ich wirklich in den Händen von Menschen landen möchte, die bei jedem Arztbesuch so tun, als ob sie noch nie von mir gehört haben. Natürlich, ich verstehe das alles – es gibt viele gute Ärzte da draußen, die mit Herz und Engagement arbeiten. Aber andererseits: Ist es wirklich beruhigend, zu wissen, dass die medizinische Versorgung meines Körpers in den Händen von überlasteten Fachkräften liegt, die gerade noch den dritten Tag in Folge Nachtschicht machen? Ich möchte lieber in einem Umfeld sein, in dem die größte Sorge nicht die nächste Spritze oder das Verbinden eines Verbandes ist, sondern die Auswahl des richtigen Weins zum Abendessen. Ja, das klingt nach einer Luxusvorstellung – aber was bleibt uns am Ende, wenn wir nicht den Wunsch haben, das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, auch wenn der Lebensabend langsam näher rückt?
Doch was ist es, das mich wirklich dazu bewegt, zu sagen: „Ich will nicht in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim wohnen – ich möchte zu Hause bleiben“? Es ist die Einfachheit des Lebens, die mir immer am liebsten war. In meinen vier Wänden fühle ich mich nicht nur sicher, sondern auch frei – in einem Raum, der von mir gestaltet wurde und der mich in jeder Ecke an all das erinnert, was mir im Leben wichtig ist. Die eigenen Möbel, die Kuscheldecke auf dem Sofa, der Lieblingsstuhl am Fenster – all das sind für mich keine bloßen Dinge, sondern Stützen meines Lebens. Wer könnte die Vorstellung ertragen, von all dem „befreit“ zu werden, nur um in einem sterilen Raum mit nur einer Matratze als treuen Begleiter zu enden?
Ich stelle mir vor, wie ich eines Tages auf meinem Sofa sitze, vielleicht eine Tasse Tee in der Hand, und der Gedanke daran, „wie es wohl wäre, in einem Pflegeheim zu leben“, kommt. Ich stelle mir vor, wie ich laut auflache und mir sage: „Nie im Leben!“ Stattdessen will ich in meiner kleinen, geliebten Wohnung bleiben, vielleicht mit einem guten Buch, dem vertrauten Geräusch des Kaffeemaschinen und einer unaufgeräumten Ecke, die mich daran erinnert, dass ich nicht den Anspruch habe, perfekt zu sein.
Am Ende des Lebens geht es nicht nur darum, wo wir sind, sondern wie wir uns fühlen. Und in meinem Zuhause fühle ich mich wohl – geborgen, sicher und in Kontrolle (so weit das eben möglich ist). Das Leben ist nicht nur das, was wir tun, sondern auch das, was wir uns erhoffen. Und während viele von uns ihre letzten Jahre vielleicht mit einer Versicherungsgesellschaft oder in einem „modernisierten Pflegeheim“ verbringen, werde ich derjenige sein, der stolz darauf ist, „zu Hause zu sterben“, in einem Ort, der mir nichts mehr wegnimmt, sondern mir alles gibt, was ich brauche: Erinnerungen, Komfort und die beruhigende Gewissheit, dass ich mich in einem Raum befinde, in dem ich all das bin, was ich jemals war – ich selbst.
So gesehen, ist mein letzter Wunsch einfach: Lassen Sie mich in meinem Zuhause bleiben, bis zum letzten Atemzug. Und falls ich doch einmal in einem Krankenhaus landen sollte, dann bitte nur, weil es ein Notfall ist und die Klinik nach einer rührenden Nachtwache aussieht. Ansonsten bleibe ich doch lieber bei meinem Sofa und der kleinen Wohnung, die mich nie enttäuscht hat.